Sterbetage by Kettenbach Hans Werner

Sterbetage by Kettenbach Hans Werner

Autor:Kettenbach, Hans Werner [Kettenbach, Hans Werner]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neue Literatur
ISBN: 978-3-257-60104-6
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-03-26T16:00:00+00:00


9

Sie sagte: »Hinsetzen!«, hob die Einkaufstasche auf den Tisch, beugte sich darüber und kramte geheimnisvoll, rote Wangen, sie mußte schnell gegangen sein mit der schweren Tasche, zog schließlich langsam ein flaches Paket hervor, schlug das Papier auf und hielt es ihm entgegen. Sie hatte ein Filetsteak gekauft. Kamp sagte, sie sei wohl wahnsinnig geworden, soviel Geld habe er ihr doch gar nicht mitgegeben. Nein, das habe sie von ihrem eigenen Geld bezahlt, und das werde sie ihm jetzt braten und er werde es aufessen, dann werde er wieder zu Kräften kommen. Kamp sagte, das komme überhaupt nicht in Frage, ihm fehle doch nichts, und wenn überhaupt, dann werde sie das essen. Irrtum, für sich habe sie Hackfleisch mitgebracht, das esse sie viel lieber.

Sie nahm in der Küche, aus der sie ihn hinausschob, eine geräuschvolle und offenbar komplizierte Tätigkeit auf, pfiff dabei. Kamp, der sich an den Schreibtisch setzte und tat, als [136] lese er die Zeitung, registrierte die Geräusche und konnte sich der Vermutung nicht erwehren, daß sie seine sämtlichen Töpfe und Pfannen benutzte, auch reichlich Geschirr. Als ihm der Geruch des bratenden Fleisches in die Nase stieg, bekam er Mundwasser.

Sie hatte Salat angerichtet, eine Büchse Erbsen gekocht, Kartoffelpüree, zum Nachtisch gab es Schokoladencreme, zum Essen Bier, sie hatte sechs Büchsen eingekauft. Während sie den Nachtisch löffelte, machte sie eine Abrechnung für Kamp. Sie schrieb nur das auf, was er ihr aufgetragen hatte, legte ihm das Wechselgeld auf den Zettel. Kamp sagte, das nehme er nicht. Doch, das nehme er ganz bestimmt. Alles andere gehe auf ihre Kosten.

Kamp sagte, sie müsse tatsächlich wahnsinnig geworden sein. Sie habe doch selbst kein Geld. Oder ob sie im Lotto gewonnen habe? Sie lachte. Sie habe einen guten Job gehabt. Es sei immer noch was übrig.

Kamp trank einen Schluck Bier. Was das denn für ein Job gewesen sei?

Ach, Aushilfe. In einem Laden. Plötzlich schlug sie die Hand vor den Mund: »Menschenskind, jetzt habe ich doch ganz vergessen zu telefonieren. Hat meine Freundin sich nicht gemeldet?«

»Nein. Das heißt, ich war im Bad. Ich hab geduscht, da kann man die Klingel schon mal überhören.«

»Ich ruf sofort noch mal an. Darf ich?«

»Natürlich.«

Sie stand eine Weile am Telefon, den Hörer am Ohr. Schließlich legte sie auf. »Die meldet sich nicht.« Sie verschränkte die Arme. Plötzlich schauderte sie zusammen.

Kamp sagte: »Was ist denn? Frieren Sie?«

»Ich weiß auch nicht.«

Kamp stand auf und legte die Hand auf den Heizkörper. Er war warm. »Sie werden sich doch wohl keine Erkältung geholt haben?«

[137] »Nein, nein, das war nur so ein Moment.« Sie rieb sich die Arme.

»Ich werd die Heizung höherstellen.«

»Das ist nicht nötig, wirklich nicht. Es ist schon vorüber.« Sie lachte. »Ich werd jetzt mal aufräumen und abwaschen, da wird mir schon warm werden.«

»Das mache ich.« Kamp räumte die Teller zusammen. »Legen Sie sich mal ein bißchen hin, Sie haben genug gearbeitet.«

»Kommt gar nicht in Frage.« Sie wollte ihm die Teller aus der Hand nehmen, er zog sie weg, räumte alles aufs Tablett und trug es in die Küche. Sie kam hinter ihm her, blieb an der Tür stehen.



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